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Channel: Spielbeobachtung – Calcio Chemnitz
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Analyse: SGD siegt im Spitzenspiel, Dynamo Dresden 1:0 Chemnitzer FC

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Es ist sicherlich das größte Match-up im sächsischen Fußball, das heuer im Ligabetrieb ansteht. Auch in der aktuellen Tabellensituation spiegelt sich das wider. Die SG Dynamo empfängt als Tabellenführer den Chemnitzer FC. Die Himmelblauen rangieren in der ersten Verfolgergruppe. Konnte das Spitzenspiel halten, was es versprach? Eine Analyse.

Sachsen-Derby wichtiger als Nationalmannschaft

Der Stellenwert dieses Spiels lässt sich am besten an der U20-Nationalmannschaft festmachen. Die befand sich zeitgleich auf Länderspielreise. Auswahlspieler können sich für ein Vier-Nationen-Turnier im Herbst empfehlen. Dresdens Marvin Stefaniak machte am Donnerstag das Spiel gegen Polen mit, traf und reiste danach wieder ab. Chemnitz’ Matti Steinmann war gar nicht erst hingefahren. Bei einem anderen Gegner im Ligabetrieb wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Beide gehören derzeit in die Stammelf ihres Vereins.

So standen auch beide zu Beginn des 66. Duells auf dem Rasen. Historisch hat Dynamo klar die Nase vorn: 39 Siege SGD, nur 12 für den CFC. 14 mal trennte man sich Unentschieden. In der vergangenen Saison jubelte jeweils die Heimmannschaft; die Dresdner über ein 1:0, Chemnitz beim 2:0.

Beide Teams gehen mit Rückenwind, aber vorgewarnt ins Spiel

CFC-Coach Karsten Heine vertraute der gleichen Startelf, die in der Vorwoche gegen Wiesbaden (1:0) auflief. Der Siegtorschütze – Dartsch – wurde da eingewechselt, verletzte sich aber im Training und stand daher nicht im Kader. Gegen Wiesbaden präsentierte sich Chemnitz wieder spielerisch sicher, an der Defensive der Hessen tat man sich aber lange schwer. Anders als in Magdeburg (2:0) traf der CFC doch. Einzig die zehn Minuten in Führung mussten Heine Sorgen bereiten: Die Himmelblauen kamen arg ins Schwimmen, Kunz entschärfte mehrere Hochkaräter und sicherte so die drei Punkte. Ein Abseitstor von Wiesbaden hätte möglw. stehen müssen. “Wir haben als Team durchaus noch Luft nach oben”, so Fabian Stenzel im kicker (Print). “Bisher absolvieren wir noch kein Spiel, in dem alles zu 100 Prozent geklappt hat.” In Dresden würde man sich solche Phasen nicht erlauben dürfen.

Auch Dynamo hatte in der Vorwoche Probleme bei Bremen II. Dresden geriet wieder in Rückstand, drehte abermals das Spiel. Dafür musste zwar ein Elfmeter in letzter Minute her, am Ende stand es doch 1:2. Einziger Wermutstropfen: Andreas Lambertz handelte sich eine gelb-rote Karte ein. Er wurde gegen Chemnitz durch Marco Hartmann in der Anfangsformation ersetzt; die einzige Änderung. Dynamos Trainer Uwe Neuhaus weiß um die Gefahr der Gastmannschaft: “[Der CFC] spielt einen guten Fußball, ballbesitzorientiert und kombinationssicher”, so Neuhaus auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. “Wir müssen besser verteidigen als in den letzten Wochen”. Tatsächlich hat die SGD noch kein Spiel zu Null gespielt, blieb aber auch nie ohne eigenes Tor.

Chemnitz mit starkem Pressing, Lambertz fehlt

Es war angerichtet: 29.555 Zuschauer fanden den Weg ins Dresdner Stadion, 2.000 davon aus Chemnitz. Die elf Chemnitzer auf dem Platz waren anscheinend mit mächtig Selbsvertrauen angereist, versuchten von Beginn das Dresdner Spiel zu stören. Der CFC setzte im Spiel gegen den Ball wie gewohnt auf ein flaches 4-4-2, Ofosu begann links, Türpitz rechts. Fink nahm den Platz in der Spitze neben König ein. So in der Saison nicht gesehen, setzte der CFC auf Pressing. Konsequent setzten vier, fünf Himmelblaue den Dresdner Aufbauspielern zu: König und Fink liefen Innenverteidigung und Torwart an, zusätzlich schoben Dem und Steinmann weit raus, um die Anspielstationen im zentralen Mittelfeld zuzustellen. Konnte man in vergangenen Spielen der Chemnitzer die Mannschaftsteile in fünf Defensive und fünf Offensive unterteilen, die sich gegenseitig gute Fahrt wünschten; so funktionierte der Mannschaftsverbund gegen Dresden wesentlich besser. Zeitweise versammelten sich bis zu neun Feldspieler am eigenen Strafraum, schoben dann aber wieder bis an die Mittellinie heraus.

Dynamo hatte in der Frühphase mehr Spielanteile, tat sich aber mit dem Chemnitzer Pressing schwer. Dresden versuchte das Spielfeld breit zu machen, um Räume im Mittelfeld zu schaffen. Lambertz Fehlen machte sich hier bemerkbar, Hartmann hat seine Stärken klar in der Defensive, kann die spielerische Komponente nicht ersetzen. Chemnitz erzwang häufig den langen Ball von Hefele oder Blaswich. Mitte der ersten Halbzeit stellte Neuhaus um: Aosmann ließ sich häufiger fallen, Stefaniak half ebenfalls links hinten aus, sodass sich Dresdner mehrfach spielerisch über diese Seite lösen konnte. Heine reagierte seinerseits: Chemnitz drehte im Pressing zwei Nummern rauf, stand bei Dresdner Ballbesitz zeitweise komplett in der gegnerischen Hälfte. Daraus ergaben sich im Rücken der Abwehr natürlich große Räume, aber hier greift wieder das Mannschaftsgefüge. Das Gegenpressing nach eigenem Ballverlust funktionierte, sodass Dresden Konter nicht schnell genug ansetzen konnte.

Dynamo erzwingt erneut sein Glück

Die Mannschaften neutralisierten sich in Halbzeit eins weitestgehend, Torszenen waren auf beiden Seiten Mangelware. Aktivposten im Chemnitzer Spiel war bis hierhin Reagy Ofosu, der den Ball auch mal schleppen konnte und im 1 gegen 1 durchkam. Standards – eh ein probates Mittel – sorgten noch für die meiste Gefahr. Dresdens beste Chance fiel nach einer abgewehrten Ecke Testroet vor die Füße (39′), sein Schuss wurde aber abgeblockt.

Dynamo verstand sich in dieser Saison darauf, Tore zum rechten Zeitpunkt zu erzwingen. Kurz nach Seitenwechsel war es dann ein aus dem Halbfeld gechippter Ball, der für das goldene Tor sorgen sollte. Teixeira bringt ihn halblinks herein, Eilers verlängert an der Strafraumkante per Kopf, Endres verliert das Kopfballduell- Hartmann legt mit der Brust auf Testroet herüber, Röseler erwischt das auf dem falschen Fuß. Der Abwehrspieler wischt zweimal am Ball vorbei, Testroet schiebt trotz Chemnitzer Überzahl im Strafraum zum 1:0 ein (52′, siehe Grafik).

Das Tor des Tages: Testroet (37) bleibt vor dem Tor eiskalt und bringt Dresden (gelb) in Führung.

Das Tor des Tages: Testroet (37) bleibt vor dem Tor eiskalt und bringt Dresden (gelb) in Führung.

Ähnlich dem Spiel in Magdeburg verpasst es der CFC seine Spielvorteile in Torchancen umzumünzen. Bis zum Gegentor war man auf fremden Platz durchaus die bessere Mannschaft. Für Dresden war das 1:0 aber Wind unter den Flügeln, die Körpersprache gleich eine andere.

Fünf Minuten ließ man sich auf Chemnitzer Seite davon beeindrucken, fand dann aber zum eigenen Spiel zurück, ging weiter hartnäckig im Pressing vorwärts. Heine brachte mit Cappek und Kehl-Gomez frische Beine für Türpitz und Steinmann. Kein guter Einstand für Cappek: In seiner ersten Torszene (69′) schießt er sich selbst an, foult dann im Nachsetzen Eilers. Kurz darauf (71′) tritt er beim Konter auf den Ball und bringt sich selbst zu Fall. Weitere Angriffe über seine Seite brach er dann ab, suchte den Weg hinten herum.

Das Spiel wurde in der Schlussphase offener. Dresden zog sich zurück, störte erst ab Höhe der Mittellinie und lauerte auf Konter. Chemnitz musste auf das 1:1 gehen, machte dadurch Räume auf. Was war mit CFC-Kapitän Fink? Bis auf vereinzelte Pässe in die Spitze war er kaum zu sehen, trug sich erst in der 84. Minute mit einer gelben Karte fürs Meckern auf dem Spielberichtsbogen ein. In der nächsten Szene taucht er nach einem Konter über Ofosu und Cappek links im Strafraum auf, sein Schuss geht nur knapp am langen Pfosten vorbei; hat damit vllt. noch die beste Chance für Chemnitz. Rot für Kunz (90’+2) mMn. überzogen.

Ein Spiel mit zwei Halbzeiten: Chemnitz hatte in der ersten leichte Vorteile, erarbeitete sich abermals zu wenige Torchancen. Dresden macht kaltschnäuzig nach dem Seitenwechsel das Tor, wächst dann in die Führung hinein. Dynamo setzt per Konter Nadelstiche, ist dem 2:0 gar näher als der CFC dem 1:1. Zwei gute Mannschaften, die sich auf einem für Liga 3 sehr hohem Niveau gegenüberstanden.

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