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Channel: Spielbeobachtung – Calcio Chemnitz
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“Der FCK ist wieder da!”, Analyse: Chemnitzer FC 3-1 Hallescher FC

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Dem Chemnitzer FC gelingt seit 24 Jahren der erste Heimsieg über den Halleschen FC. Nicht nur historisch bedeutsam; mit dem 3:1 gegen die Mannschaft der Stunde schließt der CFC einen durchwachsenen Oktober doch positiv ab. Eine Analyse.

HFC im Aufschwung

Sven Köhler war zum Zeitpunkt seiner Entlassung dienstältester Trainer im deutschen Profi-Fußball. Acht Jahre leitete er die Geschicke beim HFC. In die aktuelle Saison startete man desaströs. Nach dem 1:3 daheim gegen Preußen Münster war Schluss für Köhler. Das war Ende August, der HFC lag auf Platz 19. Seitdem ist der ehemalige Jenenser Stefan Böger Coach in Halle und seine Bilanz kann sich sehen lassen: In sieben Spielen gelangen fünf Siege (u.a. in Aue), ein Unentschieden, nur eine Niederlage (in Mainz). Der Trainerwechsel hat also gewirkt. Derweil mühten sich die Himmelblauen zuletzt zu drei Unentschieden in Folge. Vor dem direkten Aufeinandertreffen am Sonntag stand somit erstmals der HFC in der Tabelle vor dem CFC.

Zudem wartete man in Chemnitz seit 24 Jahren auf den ersten Heimsieg gegen die Gäste aus Sachsen-Anhalt. Immerhin acht mal traf man sich seitdem auf der Fischerwiese. Extra Motivation für die Hausherren, gestand auch Karsten Heine vor dem Spiel ein. Erste Priorität habe, die “starken Offensivkräfte des HFC auszuschalten”. Eigene Chancen wolle man besser nutzen als noch beim 0:0 in Mainz. Beide Trainer vertrauten ihrer Elf der Vorwoche.

Ein Grund für die Aufwärtsbewegung unter Böger ist der Sturm: 13 Tore in den besagten sieben Spielen. Zuletzt schoss man Bremen II mit 6:2 aus dem heimischen Stadion. Drei Buden steuerte da Osayamen Osawe bei. Der Engländer ist mit insgesamt sieben Toren der Topschütze der Hallenser. Sören Bertram ist ihm mit fünf Treffern dicht auf den Fersen.

Endres, Conrad stechen Osawe aus, bis auf eine Szene

Eine erste Frage im Spiel war also, wie würde Chemnitz versuchen, das Duo zu stoppen. Die Innenverteidiger Endres und Conrad hatten klare Größenvorteile. Bei hohen Zuspielen in die Spitze waren sie somit in der Luft dominant, in Sprintduellen aber sichtlich unterlegen. Beide Seiten versuchten mit ihren Abwehrreihen möglichst hoch zu stehen. Das schaffte natürlich Räume im Rücken der Abwehrketten. Maßgabe im Chemnitzer Spiel war, bei Ballverlusten Konter so schnell es ging zu unterbinden. Das klappte durchweg gut: entweder setzte Gegenpressing die Hallenser Hintermannschaft schon in Strafraumhöhe unter Druck, oder das leichte Foul im mittleren Drittel unterband den Gegenzug. Die Freistöße aus dem Halbfeld konnte man in Kauf nehmen, da griff wieder der Höhenvorteil. Conrad und Endres erwischten beide einen guten Tag und dürften eine hohe Zweikampfquote verbucht haben. Die erste Halbzeit gestalteten beide Teams verhalten (bis zum ersten Eckball dauerte es eine halbe Stunde), sodass die Gäste nur zu einer Torszene kamen: Osawe schnitt in den Strafraum und bediente Bertram mit einem Rückpass. Dessen Abschluss verpasste knapp am langen Pfosten (9′). Die beiden hatten ihre Gefährlichkeit also früh angedeutet. In Halbzeit eins blitzte gerade das Talent von Osawe auf: Ballan- und -mitnahme, der Einsatz des Körpers auch gegen zwei Gegenspieler; für die Liga außergewöhnlich.

Ihn auszuschalten sollte keine 90 Minuten gelingen. Schauen wir also gleich auf das zwischenzeitliche 1:1, Osawes beste Szene (51′): Der CFC hat einen eigenen Eckball, Cincotta bringt ihn mit Schnitt eng vors Tor. Nach zwei Hallenser Klärungsversuchen nimmt Osawe etwa 35 Meter vor dem eigenen Tor den Ball auf, schüttelt im Mittelkreis Nandzik ab und hat nur noch Conrad vor sich. In der Mitte läuft Furuholm mit, zieht die Chemnitzer Abwehr noch auseinander. Osawe hat somit Conrad an der Strafraumkante im 1 zu 1 gegen sich, der lässt ihm einen halben Meter Platz. In Osawes bestechender Form einen halben Meter zu viel. Der Angreifer schließt nach einem Sprint über den halben Platz aus 14 Metern ab und trifft ins lange Eck.

Chancenverwertung des CFC top

Eine von wenigen Außnahmen, der sehr guten Chemnitzer Abwehrarbeit. Teil eins der Hein’schen Marschroute wurde erfüllt. Wie sah es mit der Nutzung eigener Chancen aus? Auf den Außenbahnen hatte Karsten Heine mit Cincotta und Stenzel erneut eine defensiv-geprägte Auswahl getroffen. Beide brauchten einige Zeit, um im Angriffsspiel warm zu laufen. Dann funktionierte das Kombinationsspiel mit der einzigen Spitze Türpitz durchaus ansehnlich, häufig mit nur einer Ballberührung. Stand Halle aber bereits mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, fand Chemnitz nur schwer Lücken. Also musste mal wieder ein Standard her. Die erste Ecke des Spiels (36′) bringt Cincotta hoch auf den langen Pfosten, Fink versucht sich mit der Direktabnahme, verzieht einen schweren zu nehmenden Ball böse und irgendwie doch richtig: Conrad fällt der Ball vor die Füße. Er rutscht noch weg und Osawe in seinen Schuss, was insgesamt Kreuzeck und 1:0 ergibt. Ein ähnliches Zufallsprodukt ist auch der zweite Chemnitzer Treffer: Nandzik kann den Ball auf seiner linken Seite unbedrängt führen, seine Flanke wird zunächst noch von Engelhardt geklärt. Wieder landet der Querschläger aber bei einem Himmelblauen. Cincotta stellt aus kurzer Distanz erneut auf Führung Chemnitz.

Gut eine Stunde ist da gespielt und die Hausherren geben in der Folge den Ton an. Löning war bereits für Kehl-Gomez gekommen und fügte sich nahtlos in das Chemnitzer Spiel ein. Das schien auch den bis dahin blass gebliebenen Fink zu beleben: 10 Minuten vor Abpfiff sorgten die beiden kongenialen Sturmpartner für den 3:1-Endstand. Fink leitete mit einem Anspiel auf Löning ein, der steckte im Doppel auf Fink durch. Erneut sah Halles Kapitän Engelhardt nicht gut aus, ließ er sich doch im Duell um den Ball vom einen Kopf kleineren Fink abdrängen. Der Rekordtorschütze mit seinem 93. Treffer in Liga 3.

Halle hatte nach dem Rückstand verpasst, wieder auf Angriff umzuschalten. Den Chemnitzern gelang es noch komplett aus der eigenen Hälfte rauszuschieben und die Gegner zu binden. “Der FCK ist wieder da” hallte es bereits nach dem 2:1 durch den Grund. Der Heimsieg “verdient” und auch in der Höhe nachvollziehbar. Die Chancenverwertung, in der Saison eher ein Sorgenkind, nun top. Halles Schlussmann Bredlow hatte denn nur kurz vor Schluss Gelegenheit sich auszuzeichnen, drängte den freien Türpitz zur Ecke ab.

Den Pokalauftritt in Dresden ausgenommen, liest sich die Bilanz des CFC im Oktober: 3 Spiele, 1 Sieg, 2 Unentschieden, 5:2 Tore. Man wahrt den Anschluss an die Aufstiegsränge. Bremen II, Aue, Fortuna Kökn und Osnabrück sind die Gegner im November.



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