Reichlich 5.400 Zuschauer sehen am ersten Advent das Topspiel der Regionalliga Nordost. Der FSV Zwickau trat beim FC Carl Zeiss Jena an, nutzte seine einzige Chance und erwehrte sich spielerisch überlegenen Gastgebern.
Wacker Nordhausen und der BFC hatten am Samstag im Aufstiegsrennen vorgelegt, ihre Aufgaben gegen Luckenwalde respektive Neugersdorf problemlos gelöst. Nun traf mit Jena gegen Zwickau der – vor dem Spieltag – Tabellenzweite auf den -dritten. Die Spitze ist in der Regionalliga Nordost dicht beieinander. Der potentielle Sieger bliebe mit einem Sieg auf Tuchfühlung mit Nordhausen.
FSV und FCC, zwei der besten Abwehrverbunde in der RLNO
Zwickau hatte sich zu Saisonbeginn durch eine großartige Abwehr ausgezeichnet. Die ersten sechs Spiele gewann man jeweils ohne Gegentor. Nach nun 15 Spielen kassierte man insgesamt elf Buden. Das reicht immerhin für den drittbesten Wert der Liga. Ganz vorne steht in dieser Statistik Jena. Fünf mal nur wurde heuer Schlussmann Koczor überwunden. Und nur bei der 2:0-Auswärtspleite in Meuselwitz doppelt. Das ließ eine defensivgeprägte Begegnung vermuten. Ein 0:0 gelang den beiden im direkten Aufeinandertreffen jedoch äußerst selten: fünfmal.
Dabei geht die Historie zwischen den Vereinen natürlich weit zurück. 1952 setzt die Datenbank an: Am 14. Dezember schlug Motor Zwickau mit einem fulminanten 6:0 Motor Jena. Über die Jahre sammelten aber die Thüringer bei Weitem mehr Siege: Carl Zeiss gewann 43 der 83 Aufeinandertreffen, 16-mal trennte man sich Unentschieden. In den letzten Jahren wurden die Partien wieder regelmäßiger. Die Bilanz von sechs Partien in der RLNO aus Sicht der Zwickauer: drei Siege, drei Unentschieden und damit keine Niederlage.
Den FSV hatten wir auf FiS unlängst im Sachsenpokal beobachtet. Da setzten sich die Rot-weißen sicher gegen den Ligakontrahenten FC Oberlausitz durch (2:0). Daran schloss ein 4:1 über Germania Halberstadt an. Dabei fehlt zurzeit der beste Goalgetter des FSV: Aykut Öztürk musste an der Hand operiert werden, stieg erst zu Beginn letzter Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. Für die Startaufstellung reichte das noch nicht. Zwickaus Trainer Torsten Ziegner wechselte dennoch einmal: Auf der Doppelsechs neben Kapitän Wachsmuth kam Rene Lange für Michael Schlicht.
Jena kam in der Vorwoche nicht über ein 0:0 bei Babelsberg 03 hinaus, büßte damit die Tabellenführung ein. FCC-Coach Volkan Uluc stellte sein Team denn auch auf vier Positionen um, einige Nachwuchskräfte hatten mal die Chance von Beginn an bekommen. Nun wieder die bestmögliche Besetzung: Rechts in der Viererkette kam Mergim Vojvoda für den angeschlagenen Sören Eismann. Davor ersetzte Rene Eckardt Florian Giebel. Der Sturm wurde komplett neu gebildet: Manfred Starke und Velomir Jovanovic ersetzten die jungen Maximilian Schlegel (18 J., mit Meniskuseinriss außer Gefecht) und Johannes Pieles (19 J.).
FSV-Dreierkette hält gegen kombinationsstarken FCC
Zwickau spielte im gewohnten 3-5-2. Die defensive Zuteilung sollte eine der interessanteren taktischen Fragen im Spiel werden. Wie würde die Dreierkette mit Jenas Doppelspitze umgehen, ist doch die Rückbesinnung auf die Dreierkette eine Antwort auf die vorherrschenden Formationen mit einem Stürmer. Direkt in der ersten Szene wurde das geprüft: Jovanovic führte den Ball auf dem rechten Flügel, Zwickaus Abwehr stand etwa 35 Meter vor dem Tor. Paul ging auf Jovanovic, in der Mitte stand somit Starke gegen Mai und Wolf. Jovanovic schickt Starke steil an beiden Bewachern vorbei. Der ist schneller als die Zwickauer Verteidiger. Unger klärt glänzend im Eins gegen Eins. Wohlgemerkt in der ersten Minute.
Lange sollte das die hochkarätigste Chance bleiben. Dabei war das erste Viertel durchaus hochklassig. Beide Mannschaften gingen ein hohes Tempo, Jena agierte, Zwickau reagierte. Die Gastgeber bei eigenem Ballbesitz mit der letzten Reihe gerade fünf Meter hinter der Mittellinie, versuchten flach und direkt in die Vertikale zu kombinieren. Zwickau versuchte Zimmermann oder Nietfeld mit hohen Bällen in den Rücken der Abwehr zum Laufduell in Szene zu setzen. Bei hohen Anspielen waren die zweiten Bälle in der Regel sofort weg.
Jena kombinierte sich zu mehr Sicherheit. Kapitän Eckardt war dabei im eingebunden, hebelte zusammen mit Bär per Doppelpass die linke Zwickauer Abwehrseite aus (7′). Die Seite hatte man sich anscheinend als schwächere ausgeschaut. Sehr gefällig ging es kurz darauf über die Stationen Eckardt, Vojvoda, Eckardt, Starke und wieder Eckardt. Mit je ein, zwei Ballberührungen hatte Jena 30 Meter auf dem rechten Flügel überbrückt, sich dann mit einem Stürmerfoul selbst gestoppt. Maßgabe war, sich auch von hinten spielerisch zu lösen. Teils setzten aber die Außenverteidiger zu sehr riskanten Dribblings an. Zwickau konnte daraus aber kein Kapital schlagen, da Jena in dieser Phase gut verschob.
Der FSV verlegte sich zunächst auf Abwehrarbeit. Auf den Außen ließen sich beide Göbels fallen, um praktisch eine Fünferkette zu bilden. Mit der Doppelsechs Wachsmuth und Lange standen so sieben Mann um den eigenen Strafraum. Nach etwa zwanzig Minuten gelang es den Gästen auch, das Spiel mit Fouls im Mittelfeld zu (zer-)stören. Nichts überhartes, aber eben soviel, dass Jenas Spielfluss zum Erliegen kam. Jenas “neuer” Rechtsverteidiger Vojvoda war gut eingebunden, harmonierte mit Starke, der ebenfalls über rechts kam. Die beiden zogen die Zwickauer Abwehrkette tendenziell auf ihre Seite, versuchten dann per Flankenwechsel zu Chancen zu kommen.
Matchwinner Grandner
Chancen waren allerdings auf beiden Seiten Mangelware. Starke hatte in Minute eins noch die beste. Waren Tempo und Inentsität zunächst noch hoch, zog Zwickau die Qualität – clevererweise – nach unten. So spielte sich auch nach Seitenwechsel viel im Niemandsland des Mittelfelds ab. Dass unnötige Fouls und damit Freistöße aus dieser Zone trotzdem für Gefahr sorgen könnten, zeigte zunächst Jovanovic. Der tauchte nach einer weiten Hereingabe völlig blank vor dem Tor auf, war davon aber selbst überrascht, dass ihm der Ball versprang (56′). Kurz darauf setzte Marcel Bär den nächsten Freistoß – 30mm halbrechts – an den Pfosten. Es schien, Jena näherte sich dem öffnenden Tor. Wie aus dem Nichts trifft darein Zwickau (siehe Grafik).
Die Gäste haben einen tiefen Einwurf auf dem rechten Flügel. Wolf (2) wirft zu Nietfeld (8), bekommt den Ball gleich zurück. Das zieht zwei Abwehrspieler zusätzlich auf die Seite. Wolfs Flanke wird von Klingbeil (15) zunächst noch per Kopfball geklärt. An der linken Strafraumkante steht Grandner (9), gerade erst für Christoph Göbel eingewechselt. So stimmt die Zuteilung in der Jenaer Abwehr noch nicht, Vojvoda (26) steht zu weit weg, kann den Raum nicht mehr schließen. Grandner trifft den Ball nicht richtig, dennoch tippelt der ins kurze Eck (61′).
Uluc reagiert, wechselt doppelt: Sturmtank Wiezik (1,95m) kommt für Starke, Crnomut auf links für Erlbeck. Nach einer Zwickauer Ecke kommt Jena zum aussichtsreichen Konter: Jovanovic führt den Ball lang, in der Mitte ziehen drei Kollegen in den Strafraum, doch der Stürmer schließt aus spitzem Winkel selber ab, verpasst aber am langen Pfosten (73′). Kurz darauf muss er vom Platz. Uluc bringt mit Giebel einen Defensiven, Innenverteidiger Gerlach (1,93m) wird zur zweiten Spitze umfunktioniert. Jena muss gezwungenermaßen aufmachen, was Räume für Zwickau öffnet. Die Konter spielt der FSV allerdings zu ungenau aus. So müssen die Gäste bis zur letzten Minute zittern. Gerlach hat den Ausgleich noch auf dem Fuß, Unger war aber zur Stelle (87′).
Die Szenen nach dem Abpfiff beschreibt der MDR. Sportlich geht es für die Zwickauer bis zur Winterpause noch gegen Schönberg und den BFC weiter, zweimal daheim. Der Rückstand auf Nordhausen beträgt derzeit drei Punkte.
![](http://pixel.wp.com/b.gif?host=fussballinsachsen.de&blog=96242457&post=495&subd=trequartista11&ref=&feed=1)