Dynamo Dresden bleibt ungeschlagener Tabellenführer der 3. Liga. Am Mittwochabend war der Hallesche FC zu Gast. Reichlich 27.000 Zuschauer sahen eine dominante SGD, die das Spiel zeitweise aus der Hand gab. Am Ende hieß es dennoch 3:2, dank einer Abkehr vom gepflegten Kurzpassspiel. Eine Analyse.
Dynamo klarer Favorit aber mit kurzer Regeneration
Zweimal trafen die Mannschaften zuvor in der eingleisigen dritten Liga aufeinander. Keines der Duelle konnte Dynamo für sich entscheiden. In der vergangenen Saison trennte man sich in Halle 1:1, in Dresden verlor man gar 2:3. Den Start in die aktuelle Spielzeit gestaltete dafür Dresden weit erfolgreicher: 2 Siege, 2 Unentschieden in vier Spielen; zuletzt am Sonntag ein 1:1 in Mainz. Mit einem guten Torverhältnis brachte das – vor dem Magdeburger Sieg gegen Chemnitz – die Tabellenspitze. Ganz anders Halle: Der HFC startete mit drei Niederlagen. Erst am Samstag wurde gegen Wiesbaden der erste Dreier eingefahren.
Damit hatten die Gäste in der englischen Woche einen extra Tag lang Pause. Dynamo-Coach Uwe Neuhaus mahnte zwar auf der Pressekonferenz vor dem Spiel, diesen Vorteil und die englische Woche an sich “nicht über zu bewerten”. Gleichzeitig kamen einige Spieler mit Blessuren von der Auswärtspartie in Mainz nach Hause. Aosmann, Eilers und Hefele waren angeschlagen, letzterer setzte am Dienstag mit dem Training aus. Gegen die U23 des Bundesligisten brachten die Elbstädter auch einen Punkt mit. Insgesamt leistete man sich “zu viele Fehler”, so Neuhaus. Das Gegentor fiel nach einem einfachen, schnellen Seitenwechsel, der die Dresdner Abwehr aushebelte. Bei Kontern zeigte man sich anfällig, vorne ließ man zu viele Chancen liegen.
Bis zum Anstoß am Mittwochabend waren die Angeschlagenen wieder fit, die Wechsel in der Dresdner Startelf taktischer Natur. Stefaniak und Väyrynen rückten für Moll und Testroet in die Mannschaft, um offensiv mehr Druck aufzubauen. Halle trat mit der siegreichen Elf vom Samstag an. Unmittelbar vor dem Spiel gab Neuhaus im MDR-Interview zu Protokoll, “man wolle zielstrebig und dynamisch Richtung Tor spielen und Halle zu Fehlern zwingen”.
Dresden früh zwingend und erfolgreich
Zunächst waren es aber die Gäste, die Fehler im Dresdner Spiel verursachten. Bevor sich Dynamo sortieren konnte, resultierte ein hallescher Konter nach Fehlpass Väyrynens in einer Ecke. Rasch nahmen aber die Gastgeber das Heft in die Hand. Im gewohnten 4-3-3 kam Stefaniak zunächst über links, Eilers über rechts. Nach acht Minuten schlug der Ball erstmals im Gästetor ein: Hefele hatte einen HFC-Angriff geklärt und brachte den Ball selbst nach vorn, wurde weit in die gegnerische Hälfte nicht angegriffen und lief nach seinem Abspiel auf Aosmann durch. Bei seinem Kopfball stand er jedoch vermeintlich im Abseits, weiter 0:0.
Dynamo war tonangebend. Symptomatisch für das Hallenser Spiel, landeten selbst Abschläge von Bredlow direkt beim Gegner. Nur vier Minuten nach Hefeles Nicht-Tor stand die Führung: Eilers markierte seinen fünften Treffer im fünften Einsatz (12′). Ein paar Mal kreiste der Ball durch die Dresdner Viererkette, Teixeira brachte ihn mit Tempo nach vorn. Stefaniak kommt ihm entgegen, soll im Doppelpass auf Teixeira durchstecken. Dessen Lauf entlang der Linie unterbinden die Hallenser aber gut. Stefaniak dreht daher in die Mitte ab und läuft unbedrängt entlang der Mittellinie. Mit einem Traumpass über die rote Hintermannschaft findet er Eilers, der sich klug dem Abseits entzieht (siehe Grafik). Eilers ist vor Bredlow am Ball und stellt auf 1:0.
Wie reagiert Halle, bei denen bislang nicht viel zusammenlief? Zunächst schieben die Gäste weiter vor und erhöhen den Druck beim Pressing. Jedoch nicht konsequent genug, sodass Dresden sich meist spielerisch befreien kann. Interessant dabei die Arbeitsteilung Lambertz und Aosmann: beide Achter lassen sich abwechselnd in die Abwehrreihe fallen, um den Spielaufbau zu unterstützen. Dabei nicht zwischen die Innenverteidiger, sondern jeweils links oder rechts neben das Paar. Das gibt zumeist auch die Seite für den folgenden Angriff vor. Zentral kommt der öffenende Ball über Hefele, bei dem verhältnismäßig mehr Bälle beim Gegner landen. Halle rückt in den Situationen aber zu langsam nach, um daraus Kapital zu schlagen. Konter unterbindet Dresden in dieser Phase idR. gut. Anders als noch zum Teil gegen Mainz rückt die ganze Mannschaft zurück, schafft schnell Überzahl. Angriffe der Hallenser sorgen generell für wenig Entlastung.
Dynamo verpasst die Entscheidung vor der Pause
Müßig die einzelnen Dresdner Angriffe in dieser Frühphase aufzulisten; beim Einbahnstraßenfußball Richtung Hallenser Tor lautete die Frage nur: Wann macht Dresden das 2:0 und den Deckel drauf? Kommt es vor der Pause, ist es vermutlich die Vorentscheidung. Die Chancen sind da, aber die letzte Konsequenz im Abschluss fehlt. Mit der Führung im Rücken wird Dynamo zeitweise zu gemütlich, schaltet vor der Pause zwei Gänge zurück, was vielleicht der englischen Woche geschuldet ist. In diese Phase fällt dann auch Modicas Unachtsamkeit als er Osawe im Strafraum unnötig zu Fall bringt. Bertram sorgt mit dem Halbzeitpfiff per Strafstoß (45′) für den Pausenstand von 1:1.
Halle kommt besser aus der Kabine und hat mit dem Seitenwechsel seine beste Phase. Eine Viertelstunde unterbinden die Roten die Angriffsbemühungen des Gastgebers, gehen früher im Pressing auf die Innenverteidiger, stören in der Ballannahme im Mittelfeld. Auch aus dem Gegentor hat man gelernt: Hefele öffnet stark auf Aosmann (62′), der sofort für Eilers durchsteckt. Dieses Mal ist Engelhardt mitgelaufen und kann Eilers noch am Torschuss hindern.
Sowohl Lambertz als auch Hartmann müssen angeschlagen vom Platz. Das Mittelfeld ordnet sich mit Moll auf der Sechs und Dürholtz neben Aosmann neu. Vielleicht stimmt hier die Zuordnung noch nicht als Müller im Spielaufbau an Diring hängen bleibt (74′), Modica klärt zur Ecke, aus der Engelhardt das überraschende 2:1 für den HFC köpft.
Dresden mit der Hail Mary
Verdient/unverdient sind immer unsägliche Kategorien im Fußball. Dresden war über das gesamte Spiel die bessere Mannschaft, spielt einen ansehnlichen Stil. Fällt das 2:0 vor der Pause, spielt Dynamo den Rest runter, wäre man geneigt “zweitligatauglich” zu sagen. So macht die SGD sich das Leben unnötig selbst schwer, gibt das Spiel und die Punkte aus der Hand.
Doch auch das ist dann Fußball: Neuhaus nimmt mit Aosmann den besten Techniker vom Platz und bringt Testroet (80′) neben Väyrynen. In dieser Phase mit langen Bällen zu agieren ist natürlich ein gängiges Mittel, aber gegen Engelhardt und Acquistapace eigentlich ungeeignet. Dynamo war wenn, dann meist schnell und flach gefährlich; Standards kamen kaum scharf und verheißungsvoll. Und dann sind es doch zwei Freistöße aus der Tiefe auf die langen Kerls, die den Sieg bringen. Den ersten klärt Halle noch zur Ecke, lässt dann aber Hefele ungedeckt (85′). Beim zweiten steigt Modica höher als Osawe (87′) und belohnt die Mannschaft für ein insgesamt sehr gutes Spiel. Die Spielerstimmen danach tragen dem Rechnung:
Für Dynamo geht es am Samstag schon wieder nach Bremen gegen Werders U23.
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