In Magdeburg empfing am Dienstagabend der Tabellenzweite der 3. Liga den punktgleichen Dritten. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ein Topspiel, dabei sind die Vereine mit unterschiedlichen Vorzeichen gestartet. Während für die Gastgeber nur der Klassenerhalt zählt, schielen die Gäste auf die Aufstiegsränge. Die ersten vier Spiele überstanden beide Teams ungeschlagen. Nun ging es in Magdeburg um die Tabellenspitze.
Die Chemnitzer wussten dabei um der Heimstärke des FCM: gegen Erfurt und Halle drehte man Rückstände, gegen den HFC spielte man dabei lange Zeit gar in Unterzahl. Beide Male ging der FCM siegreich vom Platz. CFC-Coach Karsten Heine studierte zudem die Relegationsspiele des Aufsteigers gegen Offenbach. Vermutlich sah er dabei eine kampfstarke Magdeburger Elf, die mit langen Bällen und Standards gefährlich ist. Mehr noch, den Blau-Weißen ist es gelungen den Schwung aus der Aufstiegseuphorie mit in die neue Saison zu nehmen.
CFC zu Beginn wieder spielstark
Keine leichte Aufgabe für den CFC in dieser dicht gepackten englischen Woche; zwischen Kiel und Wiesbaden schlägt man das Überraschungsteam der jungen Saison nicht im Vorbeigehen. Dennoch gab Heine vor der Partie die Richtung vor, “trotz der heißen Atmosphäre das eigene Spiel durchzubringen”. Dafür vertraute er der siegreichen Elf vom Samstag (4:2 gg Kiel). Einzig Tim Danneberg musste verletzt aussetzen, für ihn kam Matti Steinmann. Beim Gastgeber verletzte sich Butzen kurzfristig, Chahed bekam eine Pause; Niemeyer und Razeek rückten in die Startelf.
Heines Scouting machte sich sofort bemerkbar: vom Anstoß weg warf Chemnitz die Offensive nach vorne. Der HFC hatte es vorgemacht, traf in Magdeburg in der ersten Minute. Dieses Mal waren die Gastgeber allerdings wach. Das Spiel sortierte sich, beide Teams agierten im 4-2-3-1. Steinmann nahm den Platz in der Zentrale neben Dem ein, gab den offensiven Part. Der CFC knüpfte an den spielstarken Beginn des Kiel-Spiels an, ließ den Ball in der Frühphase gut laufen und konnte das Spiel in die Magdeburger Hälfte verlagern. Fink ließ sich bisweilen an den Mittelkreis fallen, um für zusätzliche Anspielstationen zu sorgen. Magdeburg konzentrierte sich darauf die Außen Ofosu und Cappek aus dem Spiel zunehmen. Das offenbarte zwar Räume in der Mitte des Platzen – vor allem zwischen den Reihen – jedoch erwischte Löning keinen guten Tag. Der ansonsten ballsichere Wandstürmer ließ ein ums andere Mal Anspiele verspringen oder leistete sich Fehlpässe.
FCM-Führung gegen den Spielverlauf
Dennoch kamen die Gäste mit guten Kombination zu ersten Abschlüssen, Fink auf Dem (13′), Ofosu und Cappek im Doppelpass (17′). Der CFC witterte seine Chance, war entspannter im Ballbesitz und legte sich den Gastgeber langsam zu recht – bis Goalgetter Beck aus dem Nichts einer vor die Füße fiel; 1:0 FCM (20′). Aber es war nicht komplett aus dem Nichts; was nach Pingpong aussah, wurde bereits im Mittelfeld verloren. Ausgangspunkt war ein Magdeburger Einwurf auf der linken Seite, Beck leitete per Kopf unbedrängt weiter, Fuchs und Sowislo spielen um Steinmann herum den doppelten Doppelpass. Sowislos Schuss trifft den eigenen Mann. Die Möglichkeit für die Abwehr zu klären war mehrfach da, bis ein Abpraller (Steinmann) vor Becks Füßen landet. Der schließt stark ab.
Die Führung des FCM in der Entstehung also nicht kompletter Zufall, aber sicher entgegen dem bisherigen Spielverlauf. Die Konterversuche des Gastgebers im eigenen Stadion waren bis dahin allesamt überhastet. Immerhin zog man einige Freistöße im Halbfeld, Razeek war häufig nur unsanft zu stoppen. In den letzten Spielen noch ein wunder Punkt der Defensive, verteidigte man die tiefen Freistöße nun besser. Auffällig war aber, dass man immer wieder unnötig zweite Bälle an die Magdeburger verlor. Die fehlende Handlungsschnelligkeit war dann auch für das Gegentor ausschlaggebend.
CFC nimmt Rückstand gut an, sucht weiter spielerisch Lösungen
Der erste Rückstand der Saison für den Chemnitzer FC (das Spiel gegen Dortmund im Pokal ausgenommen). Aber es dauerte nicht lange, bis man den “Schock” abgeschüttelt hatte. Giftgrün (die neue Auswärtsfarbe der Himmelblauen) trug das Spiel sofort wieder in die Magdeburger Hälfte. Auch mit dem Rückstand war der CFC weiter bemüht spielerische Lösungen zu finden. Der FCM zog sich weiter zurück, nur Beck und Fuchs störten vereinzelt in der gegnerischen Hälfte. Die Chemnitzer Innenverteidiger führten den Ball teils bis weit hinter die Mittellinie. Magdeburgs Zentrale stand nun besser, sodass für Chemnitz bis zur Pause keine nennenswerten Chancen heraussprangen. Bis zum letzten Drittel spielte man sich gut durch, der letzte Pass ging aber meist zum Gegner. Hier fehlte die Ruhe, Angriffe ordentlich zu Ende zu spielen. Lieber wollte man die Situationen mit Hauruck beenden.
Der CFC kam mit Dampf aus der Pause. Heine brachte König für Löning, der vermutlich angeschlagen war. Möglicherweise auch eine Überlegung, dass König mit seiner Physis ein besserer Match-up für Schiller oder Löhmannsröben ist. Chemnitz erhöhte schrittweise die Schlagzahl. Lief der Ball zunächst noch rund um den Strafraum, ohne dass der finale Pass kam, wurden die Angriffe mit der Zeit direkter: Cappek suchte nach starkem Solo Tor statt Mitspieler (65′), Steinmann sorgte in bester Box-to-Box-Manier mehrfach für Gefahr (67′, 71′). Die Chemnitzer Hintermannschaft rückte bei Ballbesitz weit auf: Die Viererkette stand teilweise 5-10 Meter in der gegnerischen Hälfte, was die Räume zusätzlich verengte.
Und in diese Drangphase des CFC hinein macht der FCM das entscheidende 2:0 (77′). Dem ersten Tor nicht unähnlich ist dieses Mal ein Abschlag Glinkers Ausgangspunkt. Die Defensive des CFC ist eigentlich sortiert. Beck gewinnt das Kopfballduell gegen Ofosu (Zuteilung fragwürdig), von Farrona-Pulido gelangt der Ball zu Niklas Brandt. Der führt den Ball gefühlte Ewigkeiten, begleitet von Steinmann, quer über den Platz. Die Viererkette weicht zurück, öffnet den Raum 20 Meter vor dem Tor (siehe Grafik) und nimmt Kunz mglw. noch die Sicht; Brandt ins lange Eck, 2:0.
War die Reaktion auf das 0:1 aus Chemnitzer Sicht noch trotzig, so nahm man das 0:2 mit Ernüchterung. Bezeichnend für das ganze Spiel die Schlussphase. Obwohl Chemnitz alles nach vorne warf – bis auf Kunz waren alle Spieler in der Magdeburger Hälfte – erarbeitete man sich in der letzten Viertelstunde keine zwingende Torchance. Mit der Zeit schwand sichtbar auch die Hoffnung.
Heines Plan dem Spiel auch auswärts den eigenen Stempel aufzudrücken ging bisweilen auf. Der CFC hatte deutlich mehr Spielanteile, phasenweise zeigten die Gästen gutes Kurzpassspiel. Verliert man aber 2:0, kann man das auch als brotlose Kunst ansehen. Zumal man sich nicht mehr klare Chancen als der Gegner herausspielte. Der nutzte seine aber, wuchs mit der Zeit auch in die Führung hinein. So feiert der FCM vor reichlich 19.000 Zuschauern den nächsten Heimsieg und grüßt von der Tabellenspitze. Der CFC empfängt kommenden Samstag Wehen Wiesbaden.
An dieser Stelle sei noch auf den – wie immer – lesenswerten Spielbericht auf nurderfcm.de verwiesen.
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